Von Steffi Marth
Warum muss man überhaupt Pedale pflegen und warten?
Es gibt nur zwei ständige Kontaktpunkte von Fahrer und Fahrrad, die Hände und die Füße. Die Kontaktpunkte sind ein wichtiger Teil für ein sicheres und spaßiges Fahrgefühl. Deswegen wollen wir uns in diesem Beitrag um die Konstruktion unter unseren Füßen – um die Pedale – kümmern. Was es beim Montieren und Pflegen von Pedalen zu beachten gibt und was zum Beispiel bei quietschenden Pedalen hilft, erfährst du jetzt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So wechsele ich die Pedale an meinem Rad
Wahrscheinlich hat sich bei den meisten Radfahrern schon mal aus Versehen ein Pedal gelockert. Oder man ist schon mal an zu fest angezogenen Pedalen verzweifelt. Bevor du mit brachialer Gewalt und einem meterlangen Hebel ran gehst, kommen hier einige Tipps, wie man dieses Szenario vermeiden kann.
Pedale montieren
Beim Montieren der Pedale gibt es zwei wesentliche Dinge zu beachten. Erstens solltest du die Gewinde vorher mit einer Montagepaste (1. Wahl) oder Lagerfett bearbeiten. Damit stellst du sicher, dass sich die Pedale gut montieren und wieder lösen lassen.
Zudem wird dadurch der Kontaktkorrosion und eventuell auch der Geräuschbildung zwischen Pedalachse und Kurbelarmgewinde vorgebeugt. Die Lebensdauer deiner Pedale erhöht sich.
Zweiter Punkt ist das Anzugsdrehmoment. Es gilt, die Pedale nicht zu fest anzuziehen, damit sie sich auch nach wochen- und monatelanger Benutzung in allen Wetterlagen wieder problemlos lösen lassen. Natürlich dürfen die Pedale auch nicht zu locker angezogen sein, da sich die Verschraubung sonst während der Fahrt lösen kann. Normalerweise kann man ein zu lockeres Pedal nicht verlieren, weil es sich durch den Druck in „Fahrtrichtung“ nicht weiter lösen lässt, sondern eher wieder fester wird. Lockere Verschraubungen können aber das Gewinde beschädigen und die Fahrsicherheit gefährden.
SHIMANO empfiehlt bei der Montage von Pedalen in jedem Fall die Verwendung eines Drehmomentschlüssels, um die jeweiligen, in den Bedienungsanleitungen der einzelnen Modelle vermerkten Anzugsmomente (je nach Modell zwischen 35 und 55 Nm) einzuhalten.
Pedale lösen
Achtung No-Go:
Oft gesehen, aber ein absolutes No-Go ist es, das Bike auf den Kopf zu stellen. Man braucht den Gegendruck des Kettenzugs, um die Pedale zu lösen. Dieser lässt sich nur aufbauen, wenn das Bike fest auf dem Boden steht. Außerdem zerkratzt man sich so schnell Sattel und Griffe.
Abgesehen davon sind die meisten Bikes heutzutage mit hydraulischen Scheibenbremsen ausgestattet und sollten schon alleine deshalb nicht auf den Kopf gestellt werden. Dazu hat „Anke is awesome“ ein sehr anschauliches Video gemacht.
So machst du es richtig:
Das Bike hältst du am besten im Stand fest oder klemmst das Hinterrad locker zwischen deine Beine, während du den Pedalschlüssel (meist 6er oder 8er Innensechskant oder 15er Maulschlüssel) ansetzt.
Das rechte Pedal hat ein Rechtsgewinde, wie die meisten gängigen Schrauben. Heißt: Gegen den Uhrzeigersinn wird es aufgeschraubt. Das linke Pedal hat jedoch ein Linksgewinde und wird genau andersherum, also im Uhrzeigersinn, aufgeschraubt. Der Grund ist, dass sich die Pedale, wie oben schon erwähnt, beim permanenten Treten nicht losdrehen können sondern sich eher festdrehen bzw. in Position gehalten werden.
Als Hilfestellung beim Lösen kannst du den Kurbelarm waagerecht nach vorne stellen und den Pedalschlüssel so ansetzen, dass er mit dem langen Griff nach vorne zeigt (muss nicht waagerecht sein). Dann wird über oben nach hinten, in Richtung des Hinterrads, gedreht. Behalte dabei eine Hand am Werkzeug, mit der anderen Hand kannst du dann den Kurbelarm auf der gegenüber liegenden Seite festhalten.
Sollte sich das Pedal auf diese Art und Weise nicht lösen lassen, kannst du deinen Fuß auf das Pedal stellen, um noch mehr Gegendruck aufzubauen. Wenn das auch nicht klappt, kannst du etwas Kriechöl ins Gewinde geben; ein paar Minuten warten und nochmals probieren. Sollte auch das nicht funktionieren hilft dir der nächste Bike Shop weiter. Die Mechaniker/innen im Fachhandel haben dafür Spezialwerkzeug.
Quietschende Pedale – was tun?
Es gibt einige Gründe, warum Pedale quietschen können. Als erstes kannst du die Schuhplatten säubern und sie anschließend mit Silikonspray oder trockenem Kettenöl bearbeiten.
Eventuell kommt das Quietschen auch aus dem Pedal. Dann solltest du die Kontaktpunkte zwischen Schuhplatte und Pedal, die Zwischenräume der Pedalteile sowie Achse und Federn mit Sprühöl für Ketten schmieren. Danach alles gründlich mit einem sauberen Tuch abwischen.
Außerdem kann es helfen, die Plattenschrauben nachzuziehen wenn sie locker sind. Wenn das nicht hilft, kannst du sie rausschrauben, die Gewinde entfetten, danach reinigen und mit frischem Fett bearbeiten.
In den seltensten Fällen kommt das Quietschen aus der Pedalachse. Der Ausbau der Achse ist bei jedem Pedal anders und erfordert einiges Geschick. Baue die Achse nur aus, wenn du dir komplett sicher bist, wie das bei deinem Pedalmodell funktioniert und du das richtige Werkzeug dafür hast. Die ausgebaute Achse kannst du dann sorgfältig säubern, neu einfetten und wieder zusammenbauen.
Solltet ihr mit diesen Tipps immer noch quietschende bzw. schwer drehende Pedale haben oder sogar ein kaputtes Kugellager entdecken, sucht einen Fahrradladen auf. Idealerweise besucht man einen Händler, der auch SHIMANO SERVICE CENTER ist. Euer nächstes SHIMANO SERVICE CENTER findet ihr hier.
Welches Werkzeug brauche ich fürs Montieren von Pedalen?
Pedalschlüssel:
Meistens benötigt man einen Maulschlüssel Größe 15. Neuere Pedale haben jedoch manchmal überhaupt keine Maulschlüssel-Aufnahme mehr und können nur mit einem Innen-Sechskantschlüssel – je nach Pedalmodell Größe 6 oder 8 mm – montiert werden.
Tipp:
Umso länger und stabiler der Innen-Sechskant- bzw. Maulschlüssel ist, desto leichter lassen sich die Pedale durch die Hebelwirkung lösen. Es lohnt sich wirklich, beim Pedalschlüssel nicht zu sparen, denn wenn doch mal mehr Kraft aufgewendet werden muss, verbiegen leichte Konstruktionen schnell.
Schmiermittel:
Hier gibt es sehr viele verschiedene Öle und Fette mit unterschiedlichen Eigenschaften. Für die Gewinde eignen sich Kugellagerfett, Mehrzweckfett oder Montagepaste. Fett verringert die Reibung zwischen sich bewegenden Bauteilen, schützt vor Korrosion, erhöht die Lebensdauer und sorgt für Leichtgängigkeit bei allem, was sich dreht oder gleitet.
Zum Schmieren der Pedal-Cleats kann ein Silikonspray eingesetzt werden. Damit lässt sich Korrosion verhindern und die Gleitfähigkeit des Cleats verbessern. Zum Lösen von zu fest sitzenden Pedalen kann ein dünnflüssiges Kriechöl oder Sprühöl verwendet werden
Wie lange halten Pedale?
Wie lange du deine Pedale fahren kannst, hängt von deinem Nutzungsverhalten und der Pflege ab. Mountainbike-Pedale, die viel mit Wasser, Schlamm und Steinen in Berührung kommen, bedürfen z.B. besonderer Pflege. Während Vielfahrer ihre Schuhplatten oft jährlich oder gar mehrmals im Jahr wechseln, halten die Pedale in aller Regel viele Jahre lang.
Wenn du die oben beschriebenen Tipps beherzigst, sollte sich das Leben deiner Pedale auf alle Fälle verlängern.
Ich jedenfalls fahre meine Pedale, egal ob auf dem Gravelbike, Straßenrad oder Mountainbike, immer mehrere Jahre. Um das zu gewährleisten putze ich mein Bike und die Anbauteile aber auch wirklich nach jeder zweiten bis dritten Ausfahrt und schmiere bewegliche Teile nach jedem zweiten Waschen. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es sinnvoll, dass du deine Pedale pflegst und somit lange Freude daran hast.
Zu guter Letzt noch mein Zusatz-Tipp für Feintuner: Du hast optimal gepflegte Pedale und alles läuft geschmeidig? Super! Willst du auch richtig Performance aus deinem Tritt herausholen?
Ich habe vor kurzem eine Vermessung mit bikefitting.com gemacht und musste feststellen, dass meine Cleats so ungünstig angebracht waren, dass viel Kraft beim Pedalieren verloren gegangen ist. Es kommt neben der Pflege deiner Pedale also auch auf die Position der Cleats an.