Auf weniger befahrenen Strassen, die so richtig sandig, staubig und schottrig sind, bieten Tubeless-Reifen ein deutliches Plus an Leistung, Komfort und Zuverlässigkeit. Wenn die Laufräder und Reifen eines Gravelbikes erst einmal auf Tubeless umgerüstet sind, kannst du dich mit einem Minimum an Wartung und Wissen getrost von einem Abenteuer ins nächste stürzen.
Tubeless-Reifen sind robuster und haben weniger Rollwiderstand als Reifen mit Schlauch. Ausserdem hilft die Tubeless-Dichtmilch, Mikroporen im Reifen zu verschliessen, und kann auch kleinere Durchstiche bis etwa 6 mm abdichten. Gibt es in deiner Region fiese Dornen auf den Wegen (beispielsweise von Erdsternchen), wird Dichtmilch dein Leben verändern! Kurz gesagt, ein Tubeless-Setup kann Performance und Fahrqualität enorm verbessern, wenn du diese einfachen Tipps befolgst, um das System in Topform zu halten.
Dichtmilch kontrollieren
Die dich vor Pannen schützende Flüssigkeit in deinem Tubeless-Setup hält nicht ewig und trocknet wie jede Flüssigkeit, die der Luft ausgesetzt ist, mit der Zeit ein. In trockenen und heissen Regionen härtet die Dichtmilch schneller aus, aber wenn du sie alle zwei bis vier Monate kontrollierst, kannst du sicher sein, dass sie stets in gutem Zustand ist und zuverlässig wirkt. Bei der Dichtmilch-Kontrolle gibt es verschiedene Methoden:
Kontrolle der Dichtmilch: Die Schüttel-Methode
Baue einfach das Laufrad aus, halte es wie ein riesiges Lenkrad vor dich und schüttle es vor und zurück. Hörst du Schwappgeräusche? Wenn ja, ist wahrscheinlich vorerst genug Dichtmilch drin. Hörst du nichts, empfiehlt sich eine gründlichere Kontrolle.
Kontrolle der Dichtmilch: Die Messstab-Methode
Für diese Methode brauchst du ein paar Werkzeuge, aber die Abdichtung zwischen Wulst und Felge bleibt auch hierbei intakt. Besorge dir einen Ventileinsatzschlüssel und ein Wattestäbchen. Drehe das Ventil auf Sechs-Uhr-Position und entferne den Ventileinsatz mit dem Schlüssel (denk daran: nach links lösen!). Schneide einen Tupfer des Wattestäbchens mit einer Schere ab, schiebe das abgeschnittene Ende durch das Ventil in den Reifen, bis es den Boden erreicht, und ziehe es dann wieder heraus. Auf diese Weise siehst du nicht nur die enthaltene Dichtmilchmenge, sondern auch die Farbe. Wenn das Messstäbchen trocken oder kaum bedeckt ist oder gar schmutzig und schleimig aussieht, ist es Zeit, die Dichtmilch zu erneuern und nachzufüllen.
Beachte: Wenn es wirklich eklig aussieht, ist es wahrscheinlich das Beste, mit einer neuen Flasche Glibber komplett neu zu beginnen. Dazu muss der Reifen abgezogen und die alte Dichtmilch ausgespült werden. Anschliessend wieder aufziehen und neue Dichtmilch rein.
Kontrolle der Dichtmilch: Die klassische Methode
Baue dein Laufrad aus und lass dann sämtliche Luft aus dem Reifen entweichen. Denk zurück an deinen Fahrunterricht und halte das Laufrad, so gut du kannst, in 10-vor-2-Position vor dich. Drück den Reifen mit den Daumen aus dem Sitz, um das System zu öffnen. Drehe jetzt die Öffnung nach unten auf 6 Uhr und schaue hinein, um den Zustand der Dichtmilch zu überprüfen. Es sollten etwa 60 bis 120 Milliliter enthalten sein.
Dichtmilch nachfüllen
Wenn du die Kontrolle mit der Messstab-Methode durchführst, kannst du die Dichtmilch bei ausgeschraubtem Ventileinsatz leicht nachfüllen. Setze einen Trichter oder einen Aufsatz mit feiner Spitze auf (den meisten kleineren Dichtmittelflaschen liegt bereits eine Einfüllhilfe bei) und spritze die Dichtmilch über das als Einfüllstutzen dienende Ventil ein. Schraube den Ventileinsatz wieder ein und pumpe den Reifen auf. Da bei dieser Methode der Wulst in der Felge sitzen bleibt, kannst du den Reifen in der Regel mit einer normalen Pumpe wieder aufpumpen und losfahren.
Bei der Dichtmilch-Kontrolle nach der klassischen Methode kann die Dichtmilch (60-120 ml) direkt zwischen Wulst und Felge in den Reifen eingefüllt werden. Die Menge muss nicht ganz exakt sein. Ein kleiner Überschuss schadet keinesfalls. Achte allerdings darauf, dass du den Reifen langsam drehst, damit die Dichtmilch beim Aufziehen des Reifens nicht herausschwappt.
Reifen in position bringen
Bei der Montage eines neuen Reifens oder wenn du den Reifen bei der klassischen Methode zur Dichtmilch-Kontrolle abgezogen hast, musst du dafür sorgen, dass ich der Reifenwulst gut am Felgenhorn anlegt. Dazu benötigt der Reifen einen schnellen, kräftigen Luftstrom. Du brauchst also einen Kompressor oder eine spezielle Standpumpe, beispielsweise die PRO Team Tubeless Standpumpe, die eigens für die Montage von Tubeless-Reifen konzipiert ist. Du kannst den Reifen aber auch vor Ort zum Fahrradladen bringen. Wenn du nett fragst, hilft man dir bestimmt. Wenn du noch ein paar CO₂-Patronen herumliegen hast, kannst du sie im Notfall auch benutzen, um einen Reifen zu Hause oder draussen auf dem Trail in Position zu pumpen.
Gut vorbereitet auf den Trail
Denke daran, vor Fahrtantritt alles Nötige für eine Reifenreparatur unterwegs einzupacken. Nimm am besten einen guten Satz Reifenheber, einen Schlauch (oder zwei), ein paar CO₂-Patronen, einen CO₂-Adapter und Material zum Abdichten des Reifens im Falle eines Schnitts mit. Selbstvulkanisierende Tubeless-Stopfen sind auch eine tolle Ergänzung eines jeden Tubeless-Reparatursets.
Bei Tubeless werden die meisten Schäden im Reifen von selbst abgedichtet, nur grössere Risse nicht. Du wirst diese Ausrüstung also nicht oft brauchen. Hast du dann doch mal einen Schnitt im Reifen, keine Angst! Prüfe zunächst, ob er allein durch die Dichtmilch abgedichtet wird. Drehe hierzu den Reifen, bis sich der Schnitt auf 6-Uhr-Position befindet. Lass die Dichtmilch ausreichend lange wirken. Wenn das nicht funktioniert, versuche, einen oder zwei Tubeless-Stopfen in den Schnitt zu stecken und den Reifen dann wieder aufzupumpen. Einer der grössten Vorteile von Tubeless ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, alle möglichen Platten ganz ohne Schlauch zu beheben.
Wenn keine der zuvor genannten Sofortmassnahmen hilft, wird es vermutlich Zeit, dann doch die Reissleine zu ziehen und einen Schlauch zu verwenden. Die Vorgehensweise bleibt aber relativ einfach und unkompliziert. Es wird zwar ein bisschen unschön, aber du wirst es nach Hause schaffen. Entferne eine Reifenwulstseite von der Felge, entferne das Tubeless-Ventil (vergiss es aber nicht auf dem Trail!) und montiere den Schlauch wie bei einem normalen Setup mit Schlauch. Mit Tape oder Papierchen beispielsweise von Snacks lässt sich der Riss von innen prima abdecken, damit der Schlauch nicht aussen hervorsteht. Zu Hause oder in der Werkstatt angekommen, montierst du dann einen neuen Reifen und den Ventileinsatz und bist im Nu zurück auf dem Trail.